L'article suivant traitant du
débat
„Fascisme et Communisme. Actualité d'une comparaison“, va
d'abord démontrer qu'il s'agissait d'une discussion sur la théorie
du totalitarisme voire d'une confrontation de Pierre Laurent avec
cette notion. Dans un deuxième temps, il est question de la critique
d'une telle notion notamment au niveau du révisionnisme historique,
utilisée notamment par l'extrême droite allemand pour relativiser
les crimes du
Reich. Finalement nous proposerons pour élargir le débat de
l'enrichir avec l'approche des recherches sur les génocides pour
mieux comprendre les caractéristiques structurelles de la violence
nazie ou stalinienne.
Kommentar zur Debatte
„Fascisme et Communisme: Actualité d'une comparaison“
unter der
Leitung von Jean Birnbaum (Le Monde des Livres) mit Sophie Coeuré
(Maître de conférence an der ENS), Romain Ducoulombier (Forscher am
Centre d'histoire der Science Po), Nicolas Werth (Directeur de
recherche am SNRS-IHTP, Mitautor des Werkes „Das Schwarzbuch des
Kommunismus – Unterdrückung, Verbrechen und Terror“) und Pierre
Laurent (Nationalsekretär der PCF und Vorsitzender der Europäischen
Linken).
Die Debatte, angekündigt als ein Gespräch über den Vergleich
zwischen Kommunismus und Faschismus, wurde, ob geplant oder nicht, zu
einer Diskussion über die Totalitarismustheorie, bzw. mündete
größtenteils in eine Debatte über diese Theorie. Das Problem,
welches sich dabei grundsätzlich ergibt und welches sich auch immer
wieder stellen wird, ist die politische Tragweite, bzw. die
politisierende Verwendung des Konzeptes als Kampfbegriff in der
Auseinandersetzung politischer Opponenten. Pierre Laurent wies
treffend darauf hin, dass von Seiten der UMP im Vorfeld der
französischen Präsidentschaftswahlen 2012 der Front de Gauche eine
fundamentale Nähe zum Faschismus zugesprochen wurde: Ein Beispiel
für die Ambivalenz eine Theorie, die als methodische Anleitung zum
Vergleich politischer Systeme bezeichnet werden könnte, dies aber
niemals allein, sondern immer auch ein politisches Instrument war.
Es ist natürlich einzuwenden,
dass ein Vergleich zweier politischer Systeme grundsätzlich nicht
falsch ist, doch gerade dabei stellt sich die Frage nach der
Angemessenheit der Methode. Die Totalitarismustheorie eignet sich
insofern nur bedingt als historisches Instrument, da mit ihr eine
systematische Nähe zwischen Faschismus und Kommunismus (respektive
„real existierendem Sozialismus“) nicht nur postuliert wird
sondern schon als a priori existent vorausgesetzt wird. Insofern ist
der historiographischen Verwendung dieses Konzeptes entgegenzuhalten,
dass es sich außerordentlich gut für die Erringung
politisch-kultureller Deutungshoheit der Vergangenheit
instrumentalisieren lässt und dies auch geschehen ist. Exemplarisch
anzumerken bleibt dabei, dass Romain Ducoulombier, als Verfechter
der Totalitarismustheorie, Ernst Nolte mit der bekannten These
zitierte, dass der Holocaust als Reaktion auf den Gulag zu betrachten
sei. Er demonstrierte damit eine in Deutschland seit Nolte vor allem
im rechten Lager verbreitete Manier, mit Hilfe solcher
vereinfachender Kausalketten die Verbrechen des Nationalsozialismus
zu relativieren und den Schuldvorwurf an die Adresse des Kommunismus
weiterzureichen. Letzteres zeigt sich deutlich, wenn sich die
Vergleiche wie auch in der Publikumsdebatte am Ende der Diskussion
auf Opferzahlen oder die Grausamkeit der Verbrechen beziehen: Diese
Form der Debatte ist weder historisch angemessen noch bietet sie die
nötige wissenschaftliche Distanz zum Thema. Es geht dabei lediglich
um eine moralisierende Hierarchisierung des Schreckens, in den
meisten Fällen verbunden mit den beschriebenen mit politischen
Absichten. Gerade der schlaglichtartige und auch gerne von der
deutschen Rechten angebrachte Vergleich „Hitler: 6 Millionen,
Stalin: 20 Millionen“ greift dabei viel zu kurz.
Der Gewaltakt selber, seine strukturellen Merkmale, seine Ideen- und
sozialgeschichtlichen Hintergründe und die moralische Konsequenz
treten dabei in den Hintergrund, die Opfer werden instrumentalisiert
und wie Eichmaße in Waagschalen geworfen – mit der Konsequenz
historischer und moralischer Relativierung.
In der Diskussionsrunde wurde auf diese Gefahr im Prinzip nicht
hingewiesen und diese navigierte daher an einigen Stellen (besonders
in der Diskussionsrunde mit dem Publikum) am Rande des
unreflektierten Populärrevisionismus. Es entstand als Konsequenz der
Eindruck, dass es in erster Linie darum ging, den Nationalsekretär
der PCF mit der Totalitarismustheorie zu konfrontieren, bzw. der PCF
eine relativ enge Verbindung zu Moskau (Implikation: zum Stalinismus)
zur Zeit der UdSSR nachzuweisen. Dies muss Thema einer historischen
Untersuchung sein, allerdings war hier der politisierende und auch
moralisierende Aspekt zu präsent, als dass sich eine
wissenschaftliche Debatte hätte entwickeln können.
Gerade die überaus unvorsichtige und vorschnelle Verwendung des
Genozidbegriffs in dieser Diskussion, die Orientierung an Opferzahlen
und deren rein instrumentalisierende Verwendung, verstärkte den
Eindruck, dass es vielmehr um eine Verteidigung der
Totalitarismustheorie ging und nicht darum, neue, differenziertere
oder wissenschaftlichere Kriterien im historischen Vergleich
heranzuziehen. In der Diskussion wurde nämlich nicht beachtet, dass
der Genozidbegriff als eine Form der Beschreibung der Struktur
kollektiver Gewalt die Totalitarismustheorie ergänzen bzw. sogar zum
entscheidenden Differenzkriterium in diesem müßigen, moralisierten
Streit werden kann. Es kann nicht die Aufgabe dieses Artikels sein,
diese Problemstellung zu lösen und doch soll die hier angefügte
Definition von Prof. Dr. Mihran Dabag (Institut für Diaspora und
Genozidforschung der Ruhr-Universität Bochum) als Denkansatz dienen,
die Strukturcharakteristika kollektiver Gewalt im Dritten Reich und
in der UdSSR zu untersuchen.
„Genozid
schließlich wäre die mit dem ausgesprochenen Ziel der Extermination
geplante und ideologisch begründete Auslöschung einer spezifischen
Bevölkerungsgruppe als solcher aus der Mitte einer Gesellschaft mit
der Absicht den visionären Selbstentwurf einer homogenen
Gesellschaft in Identität von Volk, Kultur, Territorium und
Herrschaft durch die Vernichtung des als nicht-integrierbar
definierten ‚Anderen‘ in kürzester Frist zu verwirklichen.
Genozid ist somit ein gesamtgesellschaftliches, jeweils singulares
Verbrechen, das sich in national spezifischen
Transformationsprozessen vollzieht.“
Jan Kellershohn, David Spieker, Yvonne Gacki, Marco Kampa, Simon Glöckner
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